Newsletter

Hier geht es zur Anmeldung zum Newsletter: https://seu2.cleverreach.com/f/326266-331741/

 

Du möchtest gerne frühzeitig über Neuigkeiten aus meiner Feder informiert werden und auch sonst gerne Post mit exklusiven Inhalten von mir bekommen? Au ja! Dann trage dich gerne in meinen Newsletter ein! Dazu benötige ich nur deine Emailadresse, und du kannst dich selbstverständlich jederzeit auch wieder austragen. Und keine Sorge – ich werde dich nicht zuspammen!

 

Wir verwenden den Google-Dienst reCaptcha, um festzustellen, ob ein Mensch oder ein Computer eine bestimmte Eingabe in unserem Kontakt- oder Newsletter-Formular macht. Google prüft anhand folgender Daten, ob Sie ein Mensch oder ein Computer sind: IP-Adresse des verwendeten Endgeräts, die Webseite, die Sie bei uns besuchen und auf der das Captcha eingebunden ist, das Datum und die Dauer des Besuchs, die Erkennungsdaten des verwendeten Browser- und Betriebssystem-Typs, Google-Account, wenn Sie bei Google eingeloggt sind, Mausbewegungen auf den reCaptcha-Flächen sowie Aufgaben, bei denen Sie Bilder identifizieren müssen. Rechtsgrundlage für die beschriebene Datenverarbeitung ist Art. 6 Abs. 1 lit. f Datenschutz-Grundverordnung. Es besteht ein berechtigtes Interesse auf unserer Seite an dieser Datenverarbeitung, die Sicherheit unserer Webseite zu gewährleisten und uns vor automatisierten Eingaben (Angriffen) zu schützen.

 

Hier geht es zur Anmeldung zum Newsletter: https://seu2.cleverreach.com/f/326266-331741/


Newsletter Archiv

Hier landen die verschickten Newsletter nach einer gewissen Zeit, damit du darin stöbern kannst. Momentan läuft ein Fortsetzungsroman mit jeder neuen Ausgabe, und so kannst du nachlesen, was bisher geschah, auch wenn du dich erst später zum Newsletter angemeldet hast!

Ich habe hin und her überlegt, in welcher Reihenfolge ich die Newsletter archiviere, und mich dazu entschieden, sie nach Datum in absteigender Abfolge zu ordnen. So kannst du zB den Fortsetzungsroman durch einfaches Herunterscrollen lesen. Viel Spaß!


Newsletter vom 03.02.2023

 

Hallo!

Hier kommt er nun, mein erster Newsletter an dich!

Mein wichtigstes Anliegen mit diesem Format ist ja, dass ich dir damit ein bisschen Kurzweil beschere und du dich auf Post von mir immer freuen kannst.
Ich versuch es mal. Da du diesen Newsletter abonniert hast, gehe ich stark davon aus, dass du gerne gute Geschichten liest. Hast du bereits in „Dornröschen spinnt!“ reingeschaut? Ich hoffe du hast eine vergnügliche Lesezeit mit Ellis und Ludwig!

Meine Lektorin hat mir kürzlich angeraten, eine gewisse Geschichte doch als Fortsetzungsroman bei einem Zeitschriftenverlag einzureichen. Hab ich sogar kurz drüber nachgedacht. Und es verworfen. Du wirst „Das Geheimnis des Monsieur Arnaud“ noch diesen Frühling in den Händen halten können! In einem Stück!

Aber die Idee des Fortsetzungsromans finde ich trotzdem klasse. Da freut man sich doch immer total, wenn endlich der nächste Teil erscheint, und kommt problemlos mit dem Lesen hinterher, weil es immer nur kurze Happen sind. Also habe ich in meinem Archiv gestöbert und was Tolles entdeckt: Bisanz der Vampire!

Das bringt mich ganz an den Anfang meiner Schriftstellertätigkeit zurück, mein erstes Werk, „Derius“ aus der dann daraus entstandenen Ascalon Saga.
Ich hoffe, dass ich die Reihe bald wieder veröffentlichen und auch die fehlenden Bände nachreichen kann. Some day in 2024 …

Bis dahin kannst du aber hier über den Newsletter lesen, wie es Derius‘ Schwester Sarah damals ergangen ist, nachdem sie Anno 1638 in ein Kloster verschleppt wurde, wo man meinte, Vampire bändigen zu können …

 

Vorher jedoch die „News“ im Newsletter:

Zum Valentinstag habe ich ein besonderes Angebot für dich – meine romantischsten Geschichten als kostenlose E-Books! Nur vom 13. bis 15. Februar.

„Vernes Federn“, mein Viernheimer Autorenzirkel, plant die nächsten Events. Eine Lesung in einer Kaffeerösterei? Läuft! Wahrscheinlich werde ich dort einige meiner Minutengeschichten zum Besten geben. Wenn du also in der Gegend bist – komm gerne vorbei. Da das Ganze relativ spontan passieren wird, achte möglichst auf meine Insta und Facebook Posts!

Apropos Minutengeschichten: Ich habe vor, neue zu schreiben, und zwar zur Reihe „Mein Vampir und ich“. Wenn du mir ein Writing Prompt (irgendein Wort) geben magst, werde ich versuchen, daraus 250 zusammenhängende Wörter zu schreiben.
Ich spiele auch mit dem Gedanken, eine Geschichte davon beim aktuellen Bookdate von BoD und Twentysix einzureichen. Die gibt es dann unter #bookdatefantasy auf meiner Insta-Seite zu lesen, und ich würde mich riesig über ein Like von dir freuen!

 

Genug geschwätzt – hier der erste Teil von „Bisanz der Vampire“ … hab recht viel Spaß beim Lesen, und bis bald wieder!

Liebe Grüße,

deine Odine

 

Bisanz der Vampire – 1. Kapitel

„Monsieur? Sie können zu ihr.“ Die Nonne mit der weißen Haube hielt dem Besuch die Tür auf und winkte ihn herein.
Sarah strich sich die Schürze glatt. Wer kam denn ausgerechnet jetzt noch vorbei, um sie zu sehen? Wo doch jede helfende Hand gebraucht wurde, um alle Kisten zu packen und auf die wartenden Fuhrwerke zu verfrachten. Sie hatte im Moment wahrlich andere Sorgen, als sich um reumütige Sünder zu kümmern.
„Ehrwürdige Mutter!“ Ein blasser junger Mann, der Kleidung nach offenkundig von höherer Abstammung, verneigte sich demütig vor ihr.
„Schwester genügt. Ich bin nicht die Oberin. Falls Sie diese zu sprechen wünschen, müssen Sie sie in unserem neuen Haus aufsuchen. Hier ist niemand mehr.“ Mit einem angedeuteten Wink entließ sie ihre Ordensschwester, die abwartend an der Tür stehen geblieben war und diese nun geräuschlos hinter sich zuzog.
Er schluckte. „Nein, Madame, ich ... ich wollte schon zu Ihnen. Ehrwürdige Schwester – verzeihen Sie, bitte.“
Sarah lächelte. „Und was führt Sie ausgerechnet zu mir?“ Man sah ihm an, dass ihm etwas unangenehm war. „Bitte nehmen Sie Platz.“ Sie deutete auf einen der Stühle, die hier auf ihre Abholung harrten.
Der junge Mann gehorchte, doch stand er augenblicklich wieder auf, um zu warten, bis auch sie sich hingesetzt hatte. Dann erst ließ er sich auf dem knarzenden Möbelstück nieder. Wie entzückend!
„Verraten Sie mir Ihren Namen?“ Sarah nickte ihm aufmunternd zu. Sein unbeholfenes Auftreten hatte ihr wohlwollendes Interesse geweckt.
„Ich bin Henri de L’Aquai, Sohn des dreizehnten Comte de L’Aquai.“
„Comte de L’Aquai ...“
„Aus der Aquitaine, Madame.“
„Ah ...“ Sie hatte noch nie etwas von diesem Adelsgeschlecht gehört, aber das mochte nichts bedeuten. Sie hatte schließlich noch nie viel von der Welt außerhalb der Klostermauern gehört. Dunkel erinnerte sie sich, dass sie selbst von adliger Herkunft war, die Tochter eines Chevaliers.
„Ein ... Schreibfehler, fürchte ich, der vor Jahrhunderten unserem Namen diese Form gab.“
„Aber deshalb sind Sie nicht zu mir gekommen, non? An den Doubs?“
„Gewiss nicht, nein, Madame!“ Er fasste sich an den Kragen, sichtlich unwohl in seiner Situation.
„Aber was kann ich sonst für Sie tun?“
Er schien all seinen Mut zusammenzunehmen und blickte sie mit einem Mal gar flehentlich an. „Man sagte mir ...“
„Ja?“
„Ich habe gehört ...“
Sie hielt den Kopf schief in der Hoffnung, dem armen Comte endlich eine Erklärung entlocken zu können.
„Man sagt, Sie besäßen ... wundersame Heilkräfte!“ Er atmete erleichtert aus, offenbar froh, diesen Teil der Unterhaltung hinter sich gebracht zu haben.
Sarah lächelte verständnisvoll. Sie wusste um ihren Ruf. Nur waren ihm in den letzten Jahren immer weniger Hilfsbedürftige gefolgt. „So haben Sie ein Leiden?“
„Sozusagen ...“
„Nur heraus mit der Sprache. Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Aber ich habe nicht allzu viel Zeit, verstehen Sie? Wir müssen bis Freitag dieses Haus geräumt haben.“
„Natürlich, Madame, natürlich!“
„Also?“
„Ich ... ich habe ein sehr, wie soll ich sagen, ein sehr merkwürdiges Fieber.“
„Wieso merkwürdig?“
„Es kommt ... und geht. Es ist zuweilen sehr hoch.“
„Und Sie wissen nichts über seine Ursache?“
Nun wich ihm auch der letzte Rest von Farbe aus dem Gesicht. Mit überaus erschrockener Miene starrte er Sarah an und wusste offenbar nicht, wie er sich ausdrücken sollte.
„Es muss Ihnen nicht peinlich sein, Monsieur. So etwas passiert. Mit wem hatten Sie Kontakt?"
Er zuckte zusammen. „Kontakt?“
Ach ja, die feinen Herren. Bedenkenlos stürzten sie sich in ihr sündiges Treiben, ungeachtet aller Folgen für sie und ihre Gesundheit. Oder die der armen Mädchen, die keine andere Wahl hatten. „Ja. Sie haben sich vermutlich mit einer Krankheit angesteckt, non? Seien Sie unbesorgt, ich werde Ihnen helfen.“
Er schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, Madame, es ist nicht so, wie Sie meinen!“
„Nein? Nun, Monsieur, dann klären Sie mich auf.“ Ihr ernster Blick ruhte fordernd auf ihm, und zum ersten Mal, seitdem er den Raum betreten hatte, erwiderte er ihn, ohne gleich verlegen zur Seite zu schauen.
„Ehrwürdige Schwester, ich habe mich an Sie gewandt, weil ich mir keinen anderen Rat mehr weiß. Kein Arzt scheint in der Lage, mir zu helfen – Sie sind meine letzte Hoffnung!“
„Das höre ich nicht zum ersten Mal.“
Er seufzte resigniert. „Das, was ich Ihnen sagen werde, haben Sie gewiss noch nie gehört.“
„Dann ändern Sie meinen Zustand unverzüglich!“ Sarah kicherte still in sich hinein. Der Comte sollte nicht denken, sie lache ihn aus, aber sie vermochte sich keine Not vorzustellen, die sie nicht selbst erfahren und überlebt hatte.
Doch dann fing er an, zu erzählen. Und mit einem Schlag erkannte sie, dass sie tatsächlich nicht gewappnet war für das, was er ihr da offenbarte.

 


Newsletter vom 10.04.2023

 

Hallo!

Oder sollte ich sagen, "Salut, ça va?" – es geht nämlich recht bald nach Frankreich, genauer gesagt nach Besançon an den Doubs, wo wir zusammen mit der jungen Pflegerin Colette das unglaubliche Geheimnis des Monsieur Arnaud lüften werden.

Magst du mal einen Blick auf das Cover werfen? Voilà:

 

Fantastisch, nicht wahr? Entworfen hat es die geniale Hera N. Hunter von HNH Coverdesign. Verrate aber bitte niemandem etwas davon! Ist ja noch geheim!

Mehr zur Geschichte findest du auf meiner Homepage. Dort gibt es jetzt auch immer wieder neue, spannende "Tageslektüre"!

Letztens hatten wir es auf Social Media von Rezepten in Büchern, und ich hab versprochen, eins meiner liebsten hier zu verraten. Da ist es nun, Lohikeitto, die finnische Lachssuppe, wärmt den Bauch und die Seele. Meine Vampire Lumikki, Samuli und Nilas haben mich dazu verleitet, während sie den Sommer auf ihrer Heimstatt im hohen Norden Finnlands verbracht haben.

Du brauchst:

2 Karotten, 2 Kartoffeln, 2 Frühlingszwiebeln, frischen Dill, zirka 1 Liter Gemüsebrühe, 200ml Sahne, gemahlenen Piment, und natürlich frischen Lachs, zirka 200g und ohne Haut.

Karotten und Kartoffeln in Stücke schnippeln (bei Bedarf vorher schälen, muss aber nicht sein) und in der Brühe garkochen. Frühlingszwiebeln ebenfalls zerkleinern und dazugeben, mitköcheln lassen. Mit einer Prise Piment abschmecken (Vorsicht damit – wenn es Dir zusagt, kannst Du aber auch mehr verwenden). Den Lachs am Stück hinzufügen und vorsichtig garziehen lassen. Er wird dabei ein bisschen auseinanderfallen. Zum Schluss die Sahne und den grob gehackten Dill hineintun. Fertig.

Hyvää ruokahalua!

 

Und nun möchtest du bestimmt wissen, wie es bei "Bisanz der Vampire" weitergeht.

Vorher jedoch die „News“ im Newsletter:

Am 4. Juni gibt es wieder Lesung + Livemusik in unserem Vogelpark in Viernheim, Eintritt frei! Los geht es um 13 Uhr. Ausgerichtet wie immer von meiner Autorengruppe "Vernes Federn". Der Erlös aus dem Kuchenverkauf geht an den Vogelpark!

Außerdem werden wir mit einem Tisch auf dem Weinheimer Literaturfestival Anfang Oktober vertreten sein!

Dann hätte ich noch Frage an dich: Über was möchtest du in den nächsten Newsletters gerne mehr erfahren? Ein bestimmtes Buch von mir? Allgemeinen Autorenkram? Ganz was anderes? Lass es mich bitte wissen, ich freue mich auf Post von dir!

 

Und hier ist er, der zweite Teil von „Bisanz der Vampire“ … hab recht viel Spaß beim Lesen, und bis bald wieder!

 

Liebe Grüße und noch einen schönen Osterfeiertag,

deine Odine

 

Bisanz der Vampire – 2. Kapitel

 

„Es geschah vor ein paar Wochen“, begann Henri. Er vergewisserte sich, dass Sarah ihm aufmerksam zuhörte, dann fuhr er fort. „Ich war auf der Heimreise. Kurz hinter Marseille mussten wir rasten, mein Begleiter und ich. Wir fanden eine Herberge. Man gab uns gute Zimmer, die Pferde wurden versorgt. Es waren noch andere Gäste da, aber wir achteten nicht auf sie, denn wir waren müde. Hätten wir nur ...“

Die Freunde nahmen ihr Nachtmahl zu sich und begaben sich anschließend zur Ruhe.
Es mochten ein, zwei Stunden vergangen sein, da schreckte Henri aus dem Schlaf. Ein panisches Wiehern war durch die mondhelle Nacht an sein Ohr gedrungen. Befand sich eins der Pferde in Not? Er spitzte die Ohren, und richtig – aus dem Stall drangen gepeinigte Laute.
Im Nu sprang er aus dem Bett, zog sich hastig die Hose an und eilte die Treppe hinunter.
Niemand sonst hatte die Unruhe bemerkt, er war völlig allein, als er aus dem Haus trat.
Ein Schnauben und Klappern ließ ihn zum Stall hin spurten.
Es war dunkel dort, aber die Pferde schienen allesamt wach und überaus nervös.
„Ist da jemand?“ Er verfluchte seine Fahrlässigkeit, ohne Laterne hergekommen zu sein.
Stille bis auf das Scharren der Hufe. Er hatte natürlich nicht mit einer Antwort gerechnet. Aber auch nicht damit, dass ihn eine dunkle Gestalt aus dem Nichts ansprang und zu Boden warf! „Heh!“ Er rappelte sich hoch und jagte, ohne nachzudenken, dem fliehenden Phantom hinterher in den angrenzenden Wald.
Die Triebe des Unterholzes peitschten ihm ins Gesicht. An einer Lichtung hielt er inne. Wo war der Unbekannte? Im Schein des abnehmenden Mondes waren die Umrisse der Wiese halbwegs erkennbar. Bewegte sich dort ein Zweig? Nein. Hatte sich da hinten etwas gerührt? Das Dämmerlicht der Nacht spielte ihm wohl einen Streich. Die Gestalt hatte sich anscheinend in nichts aufgelöst.
Heftig atmend – so ein Sprint hatte es in sich – überlegte Henri, was er als nächstes tun sollte. Die Verfolgung eines Schattens erschien ihm wenig sinnvoll. Er wandte sich zum Rückzug – da fiel von oben ein Dämon über ihn her!
„Ah!“
Das Monster hatte ihn an der Gurgel gepackt und drückte zu! Henri wehrte sich, so gut er es vermochte – verzweifelt versuchte er, sich aus der Umklammerung zu befreien. Im Mondschein erkannte er ein Gesicht, das in seiner Wut grässlich entstellte menschliche Züge trug. Es handelte sich eindeutig um einen Mann. Hatte er ihn zuvor schon einmal gesehen?
Da riss der Unbekannte den Mund auf und fletschte gar grauenhaft seine langen, spitzen Zähne! Nein! Das war kein Mensch! Niemals! Im nächsten Augenblick schlug das Monster die Fänge in Henris Hals!
Von diesem Moment an dehnte sich die Zeit ins Unendliche. Henri spürte, wie der Mann an ihm saugte, während er ihn immer fester im Griff hielt. Wer tat so etwas? Ein Vampir gewiss ...
Ein lautes Rauschen durchdrang Henris Kopf. Das musste sein Blut sein, das mit Allgewalt zur Bissstelle strömte, um den Durst des Fabelwesens zu stillen. Denn Vampire tranken eben das Blut ihrer Opfer.
Er kniff die Augen zusammen. So war dies nun sein Ende. Er würde sterben. Am Morgen würde man seine Leiche auf der Lichtung finden, blutleer und mit Tau bedeckt ...
Mit einem jähen Ruck kam er frei und fiel auf die Knie. Die Zeit kehrte zu ihrem gewohnten Tempo zurück. Hatte der Vampir einfach so von ihm abgelassen? Beherzt schlug er die Augen auf.
Nein. Da waren Leute. Sie trugen Fackeln. Die Rettung? Sie riefen Dinge, die er nicht verstand. Und in ihrer Mitte hielten sie den Vampir in Schach, dem das Blut vom Kinn troff, und der fürchterliche Flüche von sich gab!
Was taten sie da? Oh Gott! Sie stießen mit ihren Fackeln den Vampir zu Boden. Er hatte keine Chance, sie waren in der Überzahl! Der Mann schrie nun vor Panik und Schmerz, und da sah es Henri – seine Kleidung hatte Feuer gefangen und brannte augenblicklich lichterloh!
Seine Schreie gellten durch die Nacht, aber seine Richter zeigten kein Erbarmen.
Bald war nur noch das Knistern und Knacken der Flammen zu hören, und ein entsetzlicher Gestank nach verbranntem Fleisch hing in der Luft.
Erst jetzt bemerkte Henri, dass sich jemand aus der Gruppe gelöst und ihm genähert hatte, eine uralte Frau mit edlen Gesichtszügen, die ihn nun mit ernster Miene musterte.
„Hat er dich sehr verletzt?“, fragte sie und fasste nach seinem Hals, ohne auf eine Antwort zu warten.
Zu mehr als einem kraftlosen Röcheln war Henri nicht in der Lage.
„Er wird dir nichts mehr tun. Lass mich sehen.“ Sie beäugte die Wunde und wischte darüber.
„Ist er ... ist er ...?“, krächzte Henri.
„Tot, ja. Sehr tot. Du immerhin nicht. Es blutet nicht mehr.“
„Was ... was ...?“
„Nichts. Du hast es überlebt, er nicht. Geh zurück, und rede mit niemandem darüber, hörst du?“
„Aber ...“
„Nichts aber. Wenn du jemandem erzählst, was du gesehen hast, kommen wir zurück und machen dasselbe mit dir, verstanden?“
Erschrocken erkannte er, dass ihre Zähne denen des Vampirs ähnlich sahen. Unnatürlich lange, spitze Eckzähne. Sie blitzen gefährlich auf im Mondschein. Ehe er antworten konnte, rief ein Mann nach ihr. „Madame Lemond, was sollen wir mit dem Rest machen?“
Die Frau drehte sich wortlos um und kehrte zu ihren Leuten zurück. Sie gab wohl ein paar Anweisungen, denn einige Männer machten sich daran, den kokelnden Leichnam in mitgebrachte Tücher zu wickeln.
Sie brachen auf und nahmen ihr Opfer mit. Im Gehen rief eine andere Frau in Henris Richtung: „Verschwinde! Und kein Wort zu irgendwem!“ Die finsteren Blicke der anderen ließen keinen Zweifel daran bestehen, dass ihm ein ähnliches Schicksal drohte, wenn er sich nicht an ihre Befehle hielt.
Weg waren sie. Das verbrannte Gras auf der Lichtung war alles, was noch an die Geschehnisse der letzten Stunde erinnerte.
Henri kam zur Besinnung. Keuchend rappelte er sich auf und stürzte zurück in den Wald. Er hatte wiederum Glück und fand den Weg, den er gekommen war. Völlig außer Atem erreichte er die Herberge. Niemand hatte seine Abwesenheit bemerkt oder gar etwas von der Attacke gehört, alles schlief.
Oben in seinem Zimmer angelangt, sackte Henri auf das Bett und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

 


Newsletter vom 03.05.2023

 

Extra-Post!

Hallo!

Es ist soweit - das Datum der Veröffentlichung steht!

Am 13. Mai 2023 erscheint das EBook von "Das Geheimnis des Monsieur Arnaud"!

Du kannst es bereits auf Amazon vorbestellen, womit du gleichzeitig hilfst, die Geschichte für andere sichtbar zu machen. Die Wege des Amazon-Algorithmus sind unergründlich ...

Natürlich würde ich mich riesig freuen, wenn du mich mit Beiträgen auf deinen Social Media Kanälen unterstützen könntest. Bitte verwende dabei die Hashtags #kindlestoryteller2023 und #kindlestorytellerx2023, denn wir starten mit "Arnaud" in diesem so überaus wichtigen Wettbewerb! Und verlinke mich bitte, wenn möglich, damit ich deinen Post auch sehe - vielen lieben Dank!

Derzeit gilt ein Einführungspreis von 2,99€ statt 7,99€!

Kleines "Geheimnis" am Rande: der 13. Mai ist zufällig auch der Geburtstag meines "ersten" Vampirs Derius aus der Ascalon Saga. Genau - das ist der Bruder von Sarah, von der ich dir heute das dritte Kapitel ihrer Geschichte mitschicke. Und womöglich erkennst du die Stadt im "Arnaud" auch wieder ...

Zunächst aber noch der Klappentext von "Das Geheimnis des Monsieur Arnaud:

"Wo die Worte ausbleiben, bedienen sich die Lippen einer anderen Sprache.
Unsere fanden sich zu ihrem ersten Kuss."

Als die junge Colette das Haus in der Rue de Belfort betritt, sieht alles nach einem ganz normalen Auftrag für ihren Pflegedienst aus.
Unter ihrer Fürsorge erwacht der schrullige Monsieur Arnaud zu neuem Leben.
Die Erinnerung an Fleur, Arnauds Geliebte, die vor vielen Jahren den Freitod wählte, wirft jedoch immer unheimlichere Schatten auf Colettes Welt.
Gleichzeitig häufen sich nachts in der Stadt die mysteriösen Vorfälle.



Und hier ist er, der dritte Teil von „Bisanz der Vampire“ … hab recht viel Spaß beim Lesen, und bis bald wieder!

Liebe Grüße,

deine Odine

 

Bisanz der Vampire – 3. Kapitel

 

Sarah starrte den Mann auf dem Stuhl vor ihr wie vom Donner gerührt an. Was war ihm da zugestoßen? Das konnte doch nicht sein!
Es entging ihm nicht, wie sie zweifelnd den Kopf schüttelte. „Madame, ehrwürdige Schwester – Sie glauben mir nicht, oder? Dabei ist es genau so gewesen!“
„Aber Monsieur – ein Vampir!
Einer? Das war ein gutes Dutzend von denen! Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen!“
„Aber ...“ Nun war sie diejenige, die verwirrt herumdruckste.
„Madame, sie haben ihn umgebracht. Ich dachte am Morgen danach noch, ich hätte alles nur geträumt. Aber dann – mein Hals! Diese scheußliche Wunde – und die Aufregung in der Herberge, weil einer der Gäste spurlos verschwunden war, ohne seine Habseligkeiten mitgenommen zu haben! Das war er gewesen, der, der mich gebissen hat!“
„Lassen Sie mich ... lassen Sie mich bitte die Wunde sehen.“ Sarah erhob sich und untersuchte die Stelle an seinem Hals, die er ihr bereitwillig präsentierte. Vier passgenau angeordnete Löcher, die bereits gut verheilt waren. „Es sieht gar nicht so schlimm aus.“
„Das war nach einer Woche schon verheilt.“
„Hm-hm ...“
„Es ist das Fieber, das mich quält.“
Sarah beendete ihre Untersuchung und setzte sich wieder. Ihre Gedanken rasten. Wo sollte sie nur anfangen, sie zu sortieren?
„Madame, werden Sie mir helfen?“ Er schaute sie flehentlich an.
Sie schluckte. Wenn sie seine Bitte erfüllen wollte, bedeutete dies zugleich, dass sie seiner Geschichte Kredibilität verlieh. Doch war das ratsam? Anzuerkennen, dass irgendwo da draußen Vampire ihr Unwesen trieben?
„Sie sind doch eine geweihte Nonne! Bitte! Lassen Sie nicht zu, dass ich mich in einen von denen verwandle!“
Ach, das war es also? Er fürchtete um sein Seelenheil, weil er ein paar alberne Anekdoten gelesen hatte?
„Henri“, begann sie, „ich darf Sie doch so nennen? Hören Sie – Sie werden nicht so. Das ist lächerlicher Aberglaube.“
„Aber so steht es überall geschrieben! Wer von einem Vampir gebissen wird ...“
„Und die das sagen wurden alle schon einmal von einem solchen Wesen gebissen?“, unterbrach sie ihn ungehalten.
Erschrocken hielt er inne und starrte sie an. „Bitte. Helfen Sie mir.“
Die Angst in seinen Augen rührte sie. Hinzu kam die Erkenntnis, dass er bereits wusste. So fasste sie kurzerhand den Entschluss, offen mit ihm zu reden. Dieses Geständnis ihrerseits war etwas, was sie lange Jahre vermieden hatte. „Henri, was wissen Sie über mich und meine Heilkräfte?“
„Madame ... man sagte mir, dass Sie Wunder vollbringen!“
Sie lachte trocken auf. „Wunder? Und wie soll ich das machen?“
„Ich weiß es nicht. Aber man hat mir von unzähligen Fällen berichtet, in denen Sie eine Heilung bewirkt haben.“
Sarah betrachtete ihn eingehend. Durfte sie es wirklich wagen und ihn einweihen? Was sollte jedoch passieren? Wenn er doch das Wesentliche bereits kannte? Dennoch – es war und blieb ein gefährliches Unterfangen. Sie täte gut daran, nichts zu überstürzen. „Also gut. Ich sage Ihnen, wie es funktioniert. Morgen. Kommen Sie morgen zu mir, sagen wir kurz nach Sonnenuntergang. Bis dahin sind die Schwestern alle fort, nur ich werde noch hier sein. Ich werde Ihnen erklären, was ich tue, und Sie stimmen zu oder lehnen ab. Alles Weitere ergibt sich dann. D’accord?“
Was blieb ihm anderes übrig, als voller Hoffnung sein Einverständnis zu geben?

 

 


Newsletter vom 10.06.2023

Hallo!

Wie geht es Dir?
Es gibt Neuigkeiten, die dich interessieren könnten!

Deshalb hier gleich die News in Newsletter:

"Dornröschen spinnt!", meine Märchenadaption rund um Prinzessin Ellis und den Tischlerlehrling Ludwig, hat es auf die Fantasy-Midlist des diesjährigen Skoutz Award geschafft! Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich vor Freude wie ein Flummi durchs Haus gehuppst bin, als ich davon erfahren hab - zu den Top 12 aus knapp 400 zu zählen ist schon eine Auszeichnung!

Skoutz Award Midlist Badge


Die Autorenlesung von Vernes Federn letzten Sonntag in unserem Vogelpark war ein voller Erfolg. Mein Kollege Christian Metzger und ich hatten fantastische Gäste eingeladen, Fantasyautorin Katja Rocker und Verlegerin Bettina Ickelsheimer-Förster von Shadodex - Verlag der Schatten, die bei bestem Sonnenschein und reichlich Vogelgezwitscher aus ihren Werken vorlasen. Meine Band "Bockstein Quartett" lieferte rockige Begleitmusik dazu.
So langsam etablieren wir uns wohl zu einer kleinen, feinen Buchmesse!


Büchertisch im Viernheimer Vogelpark


Das Wichtigste zum Schluss:

Es gibt eine Lovelybooks Leserunde zu "Das Geheimnis des Monsieur Arnaud"!
Bis zum 22.6. kannst du dich für eins von 20 kostenlosen E-Books bewerben und gemeinsam mit einer wunderbaren Community die Geschichte lesen und besprechen - das wird spannend!

Den Link dorthin findest du auf meiner Homepage oder in meinen Social Media Posts dazu.

An dieser Stelle hätte ich eine große Bitte an dich:
Mit deiner Amazon-Bewertung oder Rezension dort über den "Arnaud" würdest du mich sehr bei einem wichtigen Wettbewerb unterstützen, dem Kindle Storyteller Award. Bis Ende August läuft hier der Run auf die begehrte Auszeichnung - am Ende winkt sogar eine Hörbuch-Veröffentlichung!
Auch deine Beiträge auf Social Media zählen bei den Juroren. Wenn du etwas über "Arnaud" auf Instagram & Co posten möchtest, verwende am besten die Hashtags #kindlestoryteller2023 und #kindlestorytellerx2023 sowie #monsieurarnaud, vielen lieben Dank!


Aber hier ist zunächst der vierte Teil von „Bisanz der Vampire“ … hab recht viel Spaß beim Lesen, und bis bald wieder!

Liebe Grüße,

deine Odine

 

Bisanz der Vampire – 4. Kapitel

Wie vereinbart erschien Henri am Abend im Hof des ehemaligen Konvents. Sarah empfing ihn mit gemischten Gefühlen und führte ihn in den Saal, der den Schwestern lange Jahre als Kapelle gedient hatte.
Der Duft von Weihrauch lag noch immer in der Luft. Noch war dies ein geweihter Ort.
Sie nahmen schweigend in der vordersten Bank Platz.
Nach einer Weile brach Sarah das Schweigen. „Nun, mein lieber Comte, sind Sie sicher, dass Sie meiner Hilfe bedürfen?“
„Ja, Madame“, antwortete er umgehend und unterdrückte seine Erregung nur mit Mühe.
„Sie kommen zu mir mit einem Vampirbiss und erwarten, dass ich Sie heile ...“
„So glauben Sie mir?“ Offensichtlich überwältigt fasste er nach ihrer Hand.
Mit sanftem Nachdruck befreite sich Sarah aus seinem Griff. Nicht, dass er ihr unangenehm gewesen wäre. „Henri, ja, ich glaube Ihnen.“
„Oh! Seien Sie bedankt! Es ist ... Sie ahnen nicht, welche Erleichterung mir das ist!“
„Aber gegen das Fieber wird das allein nicht genügen.“
Nun wirkte er wieder kleinlaut. „Nein, Madame.“
„Ich will Ihnen sagen, was wir tun werden.“
„Oh bitte!“
„Es ist ein wenig anders als das, was Sie möglicherweise von mir gehört haben.“
Er blinzelte verwirrt. Nun, vielleicht hatte er dazu gar nichts Konkretes gehört.
Sarah sprach schnell weiter. „Man hat die Kranken früher oft zur Ader gelassen. Dann kam ich hinzu und habe diese Wunde ... behandelt. In Ihrem Fall, fürchte ich, wird das nicht ausreichen. Deshalb probiere ich eine neue Methode an Ihnen aus, an der ich gerade forsche. Ich denke, sie wird Ihnen helfen.“
„Und ... was ist das für eine Methode?“
„Sie dürfen es aber keinem verraten, ja? Ich bin noch nicht soweit, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen.“ Ihr Blick lag eindringlich auf ihm.
„Natürlich! Ich gebe Ihnen mein Wort!“
„Gut. Dann sage ich Ihnen, was wir tun werden. Ich werde mir selbst eine gewisse Menge Blut abnehmen und es Ihnen umgehend injizieren.“
Er riss die Augen auf.
Sarah hatte damit gerechnet, dass ihr Vorschlag ihn erschrecken würde. Nun suchte sie in seinem Gesicht nach Anhaltspunkten dafür, ob er ihn trotzdem annehmen würde.
„M-meinen Sie, damit der Verlust meines eigenen Blutes ausgeglichen wird?“
„Nein, das ist längst geschehen.“
„Was ... soll es dann bewirken?“
Hier waren sie an dem Punkt angelangt, an dem sie ihm die Wahrheit sagen sollte. Es brachte nichts, es weiter hinauszögern zu wollen. „Mein Blut ist anders als das Ihre. Ich weiß nicht, was es ist, aber es lässt die Wunden heilen. Wie mein Speichel auch, doch viel potenter noch.“
„W-wie meinen Sie das? Wieso anders?“
„Ihr Körper kämpft an gegen etwas, das nicht in ihn hineingehört. Mein Körper kann es bezwingen.“
„Ich verstehe nicht ...“
„Nun, so ganz habe ich es selbst nicht verstanden. Noch nicht. Sie helfen mir dabei, es besser zu verstehen.“
Der arme Comte schien immer weniger zu begreifen, worauf er sich eingelassen hatte. Zum Umkehren war es nun jedoch zu spät. Er schluckte und schwieg.
Sie wollte ihn nicht länger hinhalten. „Sagen Sie, wie kommt es, dass Sie mir ihr unglaubliches Geheimnis anvertraut haben? Man hat Ihnen doch aufgetragen, auf keinen Fall jemandem von dem zu erzählen, was Sie gesehen haben?“
„Madame, ich ... Sie ... ich konnte nicht anders, als Ihnen zu vertrauen! Gleich als wir einander begegneten, wusste ich, dass meine Geschichte bei Ihnen in guten Händen ist!“
Sara nickte verständnisvoll. So war es immer. Es war ihr ein Leichtes, das Vertrauen ihrer Mitmenschen zu gewinnen. „Aber die Vampire – sie haben Sie mit dem Tode bedroht!“
„Ehrwürdige Schwester – Sie werden es doch keinem verraten? Sicher nicht, so wir hier vor dem Angesicht unseres Herrn in seinem Haus darüber reden!“ Er schielte zum Kreuz, das über dem Altar hing.
„Nein, Henri, ich werde gewiss mit niemandem darüber reden. Und Sie auch nicht. Versprechen Sie mir das?“
„Ja ... wie bereits gesagt ...“
„Auch nicht über das, was ich Ihnen jetzt offenbaren werde?“
Er nickte verwirrt. „Auch nicht das.“
„Sehr schön.“ Sie nahm seine Hand in ihre. Es war besser, wenn er nicht gleich aufspringen und davonrennen konnte. „Wissen Sie, wir sollten diese Warnung sehr ernst nehmen. Das Gute ist, dass Sie bei mir in der Tat gut aufgehoben sind. Bei niemandem sonst wären Sie sicherer.“
„Ehrwürdige Schwester ...“ Sein Blick hing gebannt an ihr. „Helfen Sie mir bitte. Bewahren Sie mich vor diesen Vampiren!“
„Natürlich, Henri. Mein Blut wird Sie heilen, und niemand wird Sie behelligen.“ Sie schenkte ihm ihr liebreizendstes Lächeln und entblößte dabei ihre tadellosen Zähne. Lang und spitz.
„Ha!“, schrie der Comte in Panik auf. Dann sackte er ohnmächtig von der Bank.

 


Newsletter vom 06.08.2023

 

Hallo!

 

Wie geht es dir? Ich hoffe, der Sommer bringt auch dir ein wenig Erholung, wenn er schon so mit der Sonne spart.

 

Zunächst mal ein herzliches Willkommen den zahlreichen neuen Abonnenten! Schön, dass ihr da seid! Die früheren Newsletter finden sich übrigens auf meiner Homepage im Archiv:

 

https://odine-raven.jimdofree.com/newsletter/

 

Was gibt es dieses Mal zu berichten?

 

Im Chat mit einer Leserin kam letztens die Frage auf, wie denn so ein Buchcover entsteht. Ich fasse hier für dich zusammen:

 

Bei der Covergestaltung arbeite ich mit verschiedenen Designern zusammen. Dabei besprechen wir uns, machen Vorschläge, probieren aus usw. Der „Arnaud“ stammt von Hera N. Hunter und war ganz schön Arbeit, weil wir kein geeignetes Pärchen finden konnten. In die Colette auf dem Cover habe ich mich aber sofort verliebt! Die Idee zur Farbgestaltung hatte Hera, der Hintergrund war mein Vorschlag – das ist nämlich der Quai Vauban in Besançon. Hera hat mir erzählt, sie habe extra für dieses Design die Aquarelltechnik ausprobiert, die sie jetzt auch bei ihren anderen Covers anwendet!

 

„Resurrexit“ war ursprünglich bei einem Verlag, der leider zumachen musste. Da hab ich stundenlang mit der Verlegerin Stockfotos von potentiellen Ritter-Modellen durchforstet, das war total lustig. Erstellt hat es dann der Verlagsdesigner Michael Troy, und nach dem Ende des Verlags durfte ich das Cover weiterverwenden, was echt total lieb war.

 

Das „Dornröschen“ stammt von Kathy von Epic Moon Coverdesign, mit der ich immer wieder gerne zusammenarbeite, zum Beispiel auch bei „Eisberg bei Neumond“ und „Der Mars und das Mädchen“. Auch da hab ich erstmal meine Vorstellungen formuliert, und sie setzt das dann so grandios um, dass ich meine, sie kann mir in den Kopf schauen! Sie ist total hilfsbereit und hat auch schon mal meine eigenen Coverkreationen "repariert".

 

Das Beste war aber "Schneewittchens Sieben"! Das Cover wurde im fernen Texas von Pixie Covers entworfen. Auch hier haben wir tagelang Stockfotos durchstöbert, bis endlich die Männer-WG vollständig war. Ich muss dir kurz den Orloff zeigen:

 

Figur Orloff aus "Schneewittchens Sieben"

 

 

 

Passt sowas von gut zu meinem liebenswerten, schwulen russischen Frisör!

 

Nach der Veröffentlichung sprach mich ein Bekannter an, woher ich dieses Foto hätte. Er machte sich Sorgen wegen Urheberrecht, aber da konnte ich ihn beruhigen – alles ordnungsgemäß und legal. Aber jetzt kommt's – sagt er doch glatt "Den kenn ich!". Die Designerin aus Texas hatte ein Foto aus dem Internet benutzt, aber das Model Kai wohnt keine 10km entfernt von mir! Wir haben uns auch schon mal getroffen, und er ist ein ganz toller, super lieber Typ und der beste Orloff überhaupt!

 

Model Kai und Odine

 

 

 

Und damit kämen wir zu den News in Newsletter:

 

Ich hatte auf Social Media nach Wunschbüchern gefragt, die ich diesen Sommer als EBook kostenlos bei Amazon anbieten könnte.

 

Dir verrate ich vorab, welche es sein werden und wann:

 

9. bis 13. August – Heimkehr

 

16. bis 20. August – Schneewittchens Sieben

 

23. bis 27. August – Eisberg bei Neumond

 

 

 

Nach dem 10. August wird es auch "Das Geheimnis des Monsieur Arnaud" noch einmal für ein paar Tage kostenlos geben, das genaue Datum steht noch nicht fest.

 

Wenn du mich unterstützen möchtest, wäre ich dir mega dankbar für eine zeitnahe Rezension auf Amazon und Weitersagen in deinen Netzwerken, denn all das zählt hinein in den Kindle Storyteller Award, bei dem der "Arnaud" teilnimmt. Bitte verwende auf Social Media wenn möglich diese Hashtags:

 

#monsieurarnaud #kindlestoryteller2023 #kindlestorytellerx2023 und btw auch #selfpublishingbuchpreis2023

 

Vielen lieben Dank!

 

 

 

Und hier endlich der fünfte Teil von „Bisanz der Vampire“

 

Viel Spaß beim Lesen, hab noch einen wunderbaren Sommer, und bis bald wieder!

 

Liebe Grüße,

 

deine Odine

 

 

 

Bisanz der Vampire – 5. Kapitel

 

Ein bewusstloser Patient war ein unkomplizierter Patient. Er hatte sich im Fallen die Lippe aufgeschlagen. Das musste jedoch warten. Die Übertragung war wichtiger. Sarah hievte ihn zurück auf die Bank und machte sich an die Arbeit. Mit wenigen Handgriffen band sie sich selbst den linken Arm ab, stach sich mit einer Spritze in die Vene und öffnete den Gurt. Die Spritze füllte sich rasch mit ihrem Blut. Dann zog sie das Instrument wieder heraus. Der Stich blutete nicht nach; das war bei ihr eben so. Anschließend verfuhr sie ganz ähnlich mit dem Comte. Sie drückte ihm den roten Lebenssaft in den Arm und betete, dass sie sich nicht vertan hatte.

Henri stöhnte und schlug die Augen in dem Moment auf, als sie die Spritze entfernte. „Ah!“

„Alles schon vorbei, Monsieur. Hat gar nicht wehgetan, non?“

Er fuhr sich mit der Hand an den Mund. „Sie ... Sie ... Sie auch!“

„Ein Vampir? Oui, Monsieur. Das haben Sie richtig erkannt.“

Er starrte sie fassungslos an. Unwillkürlich nahm er die Hand vom Mund und sah das Blut darauf. „Was ...?“

„Sie haben sich bei Ihrem Sturz verletzt.“

„Aber Sie sind doch eine Nonne?“ Die blutige Lippe schien ihn nicht so sehr zu interessieren wie der offensichtliche Widerspruch in ihrer Person.

„Ja, und das hier ist ein geweihtes Gotteshaus. Glauben Sie mir nun, dass ich besser über meine Art Bescheid weiß als Sie?“

Er nickte und fing einen Blutstropfen von seinem Mund auf.

Sarah hielt erschrocken den Atem an. Blut! Es duftete ungemein betörend. Sie konnte nicht verhindern, dass sie wie gebannt darauf schaute.

„Werden ... werden Sie mich b-beißen?“ Henri wich ein Stück weg von ihr.

„Sie ... beißen?“, erwiderte sie lahm. Einmal durchatmen, dann hatte sie sich wieder halbwegs im Griff. Sie hätte vorher etwas trinken sollen. Aber die Tiere waren bereits fort, in ihrem neuen Stall, und eigentlich war es noch gar nicht an der Zeit. Nun lockte der süße, wehrlose Henri direkt vor ihrer Nase mit dem Duft von Menschenblut. Sie konnte gar nicht genügend Ave-Maria im Geiste herunterbeten, um nicht magisch von diesem Mund angezogen zu werden, von dem der köstliche Saft tropfte. „Nein, natürlich beiße ich Sie nicht“, raunte sie.

Der Comte rührte sich nicht. Voller Angst starrte er ihr entgegen, wie sie sich ihm langsam näherte. „S-sind Sie da ganz sicher?“

„Ja“, hauchte sie, und da ihre Lippen nun sehr nahe bei seinen und eben leicht geöffnet waren, brauchte es nicht mehr viel, um ihn damit zu berühren. Ein glückseliger Seufzer entkam ihrem Mund, dann verschmolz sie mit dem seinen. Sie leckte begierig das Blut daran auf, saugte sich fest an ihm, und im Rausch lange brachgelegener Sinne versank sie geradezu in diesem endlosen, wilden Kuss. Dermaßen in Ekstase versetzt, registrierte sie nicht einmal, dass Henri ihn erwiderte.

Erst als die Wunde aufgehört hatte, zu bluten, kam Sarah wieder zu sich, und mit ihr der Comte. Beschämt lösten sie sich voneinander und rangen sowohl um Atem als auch ihre Fassung.

„Madame ...“

„Sarah. Ich heiße Sarah.“ Sie zog sich die weiße Haube vom Kopf. Hervor kamen ihre langen, kastanienbraunen Locken.

„Sarah ...“ Er ließ sich Zeit damit, den Klang ihres Namens auszukosten und die Frau vor sich zu betrachten. „Sarah, bitte verzeihen Sie mein Benehmen.“

„Henri ...“ Wie sie es genoss, seinen Namen auszusprechen. Sein Klang faszinierte sie umso mehr, da sie nun wusste, wie er schmeckte.

„Ich hätte niemals ... es ist unverzeihlich, dass ich ...“

„Ich wollte es. Ich wollte dich küssen“, wisperte sie verträumt.

„Sie ... aber Sie sind eine Braut Jesu!“

„Aber er küsst mich nicht so wie du ...“

„Madame! Ehrwürdige Schw- ...“

„Sarah. Nenn mich Sarah. Für dich bin ich ...“

„Sarah ...“

„Ja.“

Sie schauten einander an, innerlich zu aufgewühlt, um die passenden Worte zu finden.

Henri senkte betreten den Blick. „Ich habe deine Keuschheit missachtet. Es tut mir leid.“

„Mir tut es gar nicht leid“, erwiderte Sarah. „Ich war lange genug keusch. Die neue Oberin gefällt mir nicht, und im Kloster ist kein Platz mehr für mich. Wie soll ich den Menschen dienen, wenn sie mich wegsperren vor ihnen?“

„Den Menschen dienen?“

„Ja. Ich kann sie heilen.“Von da an sollten sich ihre Wege nicht mehr trennen. Sie wussten es noch nicht, aber in diesem Augenblick entschied sich ihr Schicksal.

 


Newsletter vom 06.10.2023

 

 

Hallo!

 

Wie die Zeit doch fliegt! Ich wollte mich schon längst bei dir melden, denn es gibt so viel zu berichten!

Ganz wichtig: Jetzt am Wochenende findest du mich auf dem Literaturfestival Weinheim, wo ich mit „Vernes Federn“ einen Stand auf der Buchmesse in der Weinheimer Stadthalle habe.

Ist schon geil, so eine „Hausmesse“ direkt vor Ort … Weinheim ist echt nur einen Katzensprung weg von „Verne“.

Und dann ist Ingrid Noll die Schirmherrin! Ich hoffe so sehr, dass ich die Autorin von „Die Apothekerin“ live erleben und vielleicht sogar mit ihr quatschen kann!

Meine Lesung im Mausoleum ist ausverkauft. Wow! Und natürlich lese ich an solchem Ort aus „Resurrexit – Ein Templer fürs Leben“.

 

 

Hast du gesehen – auf skoutz.de gibt es ein Interview mit mir! Hier der Link:

 

https://skoutz.de/zu-besuch-bei-odine-raven/

 

Das passierte im Zuge der Nominierung zum Skoutz Award und war mega lustig.

 

 

Außerdem – und das ist für mich immer noch unfassbar – wurde meine Kurzgeschichte „Transstellare Substitution“ für eine ganz besondere Anthologie ausgewählt! Ich darf noch nix dazu sagen, außer dass sie sogar ins Englische übersetzt wird! Okay, zumindest so viel: Es ist ein amüsanter Science Fiction, der in meiner Heimat, dem Rheingau, spielt.

 

 

Schaust du gelegentlich mal auf meine Webseite? Da stelle ich alle paar Wochen eine „Tageslektüre“ ein, also Kurzgeschichten passend zur Jahreszeit oder anderen aktuellen Dingen.

 

 

Eine Ankündigung habe ich noch: Am Sonntag, den 12.11.2023 veranstalten „Vernes Federn“ ab 14 Uhr erneut eine Lesung in der Kulturscheune in Viernheim. Es kommen wieder fantastische Autoren, und erstmals ist das Genre „Erotik“ vertreten – aber mit einem jugendfreien Textauszug! Livemusik liefert wieder mein Duo „Quest42“.

 

Ich würde mich über deinen Besuch sehr freuen!

 

 

 

Und hier endlich gleich zwei Kapitel aus „Bisanz der Vampire“, weil du so lange warten musstest – viel Spaß und bis zum nächsten Mal,

 

 

deine Odine

 

 

 

Bisanz der Vampire – 6. Kapitel

 

Die Bluttransfusion zeigte bald die gewünschte Wirkung. Henris Gesundheit war bereits nach wenigen Tagen wiederhergestellt.

Der Konvent indes musste sich damit abfinden, dass eine Schwester aus ihren Reihen mit dem Auszug aus den alten Mauern die Gemeinschaft gleich endgültig verließ.

Der Comte verfügte über die nötigen finanziellen Mittel, um für sich und Sarah ein bequemes Appartement anzumieten. Mit offensichtlichem Staunen verfolgte er ihre Wandlung zu einer modernen, selbstbewussten und überaus schönen Frau, die mit ihm ihr schockierendes Geheimnis teilte.

Gleichzeitig ließ Sarah keinen Zweifel daran aufkommen, dass alles, was sie tat, im Sinne des Allmächtigen geschah. Ihr Glaube schien unerschütterlich. Sie hatte zwar ihr Gelübde weit hinter sich gelassen, aber sie zelebrierte geradezu das, was sie nun an greifbarer Liebe in ihrem Herzen empfand. Gott selbst hatte ihr diesen Mann gesandt, und der wollte wohl nichts mehr, als sie auf ihrem neu gewählten Weg zu unterstützen.

Fasziniert von ihren heilenden Fähigkeiten richtete Henri ein Institut für Sarah ein. Hier sollte sie in Ruhe forschen und dabei all jenen helfen, die mit ihren Leiden zu ihr kamen.

Gerade war eine Kiste mit Laborgerätschaften eingetroffen, und der Comte half seiner Vampirin beim Auspacken und einsortieren. „Wo kommt das hin?“ Er hielt ein Gestell mit gläsernen Kolben in die Höhe.

„Auf den Labortisch am Fenster. Danke dir. Hast du die Dissertatio irgendwo gesehen? Sie wollten sie eigentlich mitschicken.“

„Nein, was ist das?“

„Der Schmerling ... über Infektionskrankheiten. Ach, zuweilen vermisse ich die Klosterbibliothek!“

„Unten steht noch eine Kiste, ich geh gleich mal runter und hole sie, sobald hier mehr Platz ist.“

Sarah lächelte. „Na, dann lass uns schnell weitermachen.“

Sie kramten eine Weile schweigend vor sich hin.

Henri fand eine abgegriffene Broschüre. „Ist es das, was du gesucht hast?“

„Oh, der Wiß! Nein, den brauche ich aber auch, kommt da drüben hin.“

„Ist das Deutsch?“

„Ja.“ Sie grinste keck. „Nicht alles ist auf Französisch verfügbar.“

„Du sprichst Deutsch? Womit überraschst du mich als nächstes?“

„Latein. Ein bisschen Altgriechisch.“

„Wann hast du das alles gelernt?“

„Ich hatte sehr viel Zeit, schon vergessen? Hebräisch und Arabisch.“

„Auch noch? Wie das?“

„Das hat mir meine Mutter beigebracht. Ist sehr lange her.“ Ihr Blick verfinsterte sich.

Henri tat ihr den Gefallen und fragte nicht weiter nach. „Wofür brauchst du diese vielen Bücher?“

„Na, irgendwoher muss ich ja an das ganze moderne Wissen kommen, nicht wahr?“

„Das hast du alles gelesen? Auch das mit dem Blut injizieren?“

„Das nicht direkt. Da kam mir letztes Jahr eine Idee, als Schwester Berta an der Schwindsucht erkrankte.“

„Erzähl mir davon.“

„Wir hatten sie zur Ader gelassen und ich hatte dabei an der Wunde gesaugt, wie wir es immer taten. Es ging ihr auch merklich besser danach. Aber die Krankheit hatte sie zu sehr im Griff, und für einen weiteren Aderlass war sie zu schwach. Sie hat dann etwas gesagt – ‚hätte ich doch nur mehr Blut im Körper‘, etwas in der Art – das mich auf diese Idee brachte. Was, wenn ich ihr von meinem Blut geben würde? Das probierten wir aus, und schon einen Tag darauf war sie vollständig genesen! Also ist mein Blut noch wirksamer als mein Speichel, und ich will jetzt wissen, warum.“

„Und darum hast du das mit mir auch so gemacht.“

„Nun, ich hatte da so einen Verdacht. Der Biss eines Vampirs hätte nicht so lange schädlich wirken dürfen. Im Gegenteil. Er hätte insgesamt einen heilenden Effekt zeigen müssen. Möglicherweise war er stark verunreinigt durch den vorigen Kontakt mit dem Pferd. Oder ganz andere Mechanismen haben ineinandergegriffen. Das muss ich unbedingt herausfinden.“

„Das ist faszinierend!“

„Und erschreckend, wie es scheint. Die alte Oberin hat mich ja gewähren lassen, aber die neue – niemals. Sie hat von mir verlangt, meine Forschungen einzustellen, und wer weiß, was im neuen Haus aus mir geworden wäre.“

„Dann kam ich ja gerade im rechten Moment.“

„Ja, mein Lieber.“ Sarah strich ihm zärtlich über das Kinn.

Es klopfte an der Tür. Das Hausmädchen schaute herein. „Monsieur, Madame, unten wartet ein Herr auf Sie. Soll ich ihn hereinbitten?“

Nanu? Sie bekamen sonst keinen Besuch, erst recht nicht nach Einbruch der Dunkelheit.

„Hat er gesagt, was er will?“, fragte Henri.

„Nein, Monsieur.“

„Bring ihn in den Salon, wir kommen gleich.“

„Sehr wohl, Monsieur.“ Sie knickste und verschwand.

„Wer mag das sein?“ Henri runzelte die Stirn.

„Lass es uns herausfinden“, meinte Sarah abenteuerlustig und zog ihn an der Hand aus dem Labor.

Im Salon wartete ein großgewachsener Mann mit langen, schwarzen Haaren auf sie. Seine Kleidung entsprach der neuesten Mode und war sicherlich nicht billig gewesen. In der Hand hielt er einen schicken Zylinder. Mit einem gefälligen Lächeln blickte er ihnen entgegen und verneigte sich höflichst. „Madame, Monsieur.“

Henri ergriff das Wort. „Guten Abend, Monsieur. Womit können wir behilflich sein?“

„Guten Abend. Seien Sie bedankt, dass Sie sich Zeit für mich nehmen. Mein Name ist Corbinian de Bayeux. Ich bin ... Ihr neuer Nachbar. Für eine Zeit zumindest. Ich habe ein Appartement im Haus gegenüber bezogen, bei der ehrenwerten Madame Pellier. Ich wollte mich Ihnen ergebenst vorstellen und bin leider nicht früher dazu gekommen.“

„Wir freuen uns, Sie hier begrüßen zu dürfen, Monsieur. Ich bin Henri Comte de L’Aquai, und das ist meine Verlobte, Sarah d’Ascalon.“

Die Augen des Fremden blitzten kurz auf, aber das mochte auch Einbildung gewesen sein. „Enchanté, très enchanté, ich freue mich überaus, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

„Die Freude liegt ganz auf unserer Seite. Dürfen wir Sie zu einer Erfrischung einladen?“

„Oh ja, sehr gerne!“

Henri bot dem Gast einen Platz an und gab dem Hausmädchen den Auftrag, einen Bordeaux aus dem Keller zu holen. Dann wandte er sich erneut an den Fremden. „Darf ich fragen, was Sie in unsere Gegend verschlägt?“

„Nun, ich bin ... auf der Durchreise, sozusagen. Das Jura fasziniert mich, und so bin ich hier in Bisanz gelandet. Eine wundervolle Stadt, wenn Sie mich fragen. Formidable Amusements, so hörte ich, und dann ... nun, da gibt es noch ein paar leidige ... Familienangelegenheiten zu erledigen, aber das muss einem ja nicht den Spaß verderben, non?“ Er lächelte überaus gewinnend, und so dauerte es nicht lange, und sie waren in eine kurzweilige Plauderei mit ihrer neuen Bekanntschaft vertieft.

 

 

Bisanz der Vampire - 7. Kapitel

 

Es verging kein Abend, an dem Corbinian nicht bei ihnen weilte. Auf Sarah übte er einen unerklärlichen Reiz aus. Er schien es zu bemerken und auch noch zu befördern. Doch erlag sie nicht etwa seinem Charme. Vielmehr beobachtete sie ihn und sich selbst, wie es ihre Art war, neugierig und mit Verstand. Und irgendetwas riet ihr, ihn nicht zu unterschätzen und ihm lieber mit einer gewissen Vorsicht zu begegnen.

Auch Henri blieb nicht verborgen, wie der Gast seine Verlobte umschmeichelte. Da er jedoch keine Grenzen überschritt und Sarah stets höflich, aber bestimmt die Andeutungen ins Leere laufen ließ, sah er keinen Grund, ihn zurechtzuweisen. Er war ja nur auf der Durchreise, also würden sie ihn bald wieder los sein.

Ohnehin gab es seit kurzem ein weitaus ernsteres Thema, das die ganze Stadt beherrschte – ein gemeingefährlicher Mörder trieb in den engen Kalksteingassen sein Unwesen! Bereits drei bedauernswerte nächtliche Spaziergänger waren ihm zum Opfer gefallen! Die Gendarmen tappten derweil im Dunkeln.

Bei einem guten Glas Rotwein ließ es sich im Salon des Comtes hervorragend darüber spekulieren.

„Verblutet, sagen Sie?“ Corbinian zog skeptisch die Brauen in die Höhe.

Sarah nickte. „Man hat außer den Stichen am Hals keine Verletzungen erkennen können.“

„Aber welches Mordwerkzeug soll als Tatwaffe gedient haben?“

„Eine Nadel vielleicht? Sie wissen es nicht.“

„Und es kümmert sie am Ende auch nicht“, warf Henri ein.

„Gewiss“, meinte Corbinian, „auf ein paar Bettler mehr oder weniger kommt es wohl nicht an.“

Es waren Bemerkungen wie diese, die Sarah innerlich zusammenzucken ließen. Sicher sprach der Gast nicht aus eigener Überzeugung, aber die Beiläufigkeit, mit der ihm solche Worte über die Lippen kamen, verriet ihr die abstoßende Kälte seines Gemüts.

„Was könnte nur das Motiv sein?“, fragte sie in die Runde. „Die Lust am Töten? Gepaart mit der Gewissheit, dass es die wenigsten wirklich interessiert, wer diese armen Menschen umgebracht hat?“

Corbinian lächelte verhalten, wie er es gerne tat. „Nun, es sieht nicht nach einem Raubmord aus, non?“

„Passen Sie bitte trotzdem gut auf sich auf, Monsieur, wenn Sie zu so später Stunde unterwegs sind.“

„Aber Madame, es sind doch nur wenige Schritte von hier zu meiner Herberge. Was soll da schon passieren?“

Er nahm es dennoch zum Anlass, sich für heute zu verabschieden, was seinen Gastgebern nicht ungelegen kam.

Nachdem Henri zu Bett gegangen war, widmete sich Sarah ihren Studien. Sie bevorzugte die Nacht, wenn alles ruhig war und sie nicht dauernd von der Geschäftigkeit ringsum abgelenkt wurde, um sich in ihre Bücher zu vertiefen. Von der Natur mit nachttauglichen Augen ausgestattet, bedurfte sie dazu nicht mehr als einer kleinen Kerze.

Allerdings zwang sie eben diese Natur, ihre Arbeit lange vor Tagesanbruch zu beenden und ihren Durst stillen zu gehen – ihren Blutdurst. Denn der Vampir, der sie war, duldete keinen Aufschub und verlangte nach einer Blutmahlzeit. Zu diesem Zwecke hatten sie und Henri im Hinterhof einen Hasenstall angelegt sowie ein Hühnergehege. Allnächtlich fiel eins der Tiere ihrem Durst zum Opfer, und der Haushalt freute sich anschließend über den Braten.

Ein Blick in den Stall überzeugte sie jedoch, dass es ratsam war, sich dort keine Beute zu suchen, denn die Zahl der Tiere war merklich dezimiert. Am nächsten Markttag mussten sie dringend neue besorgen.

Also hieß es für heute, zwei oder drei unvorsichtige Ratten aus der Gosse zu fangen.

Seufzend machte sich Sarah auf den Weg. Ratten, pfui. Gottlob gab es am Kai etliche davon, und weiter unterhalb am wild überwucherten Flussufer schliefen die Enten, denen sie in der folgenden Nacht einen Besuch abstatten würde.

Sie hatte kaum der letzten Ratte für heute den Lebenssaft ausgesaugt, da vernahm sie von eben jenem Ufer eindringliche Laute, die dort nicht hingehörten. Ein abgewürgter Schrei, das Scharren und Knuffen eines Gerangels!

Mehr neugierig denn ängstlich eilte sie den Weg entlang des Kais zu der Stelle hin, wo sie das Handgemenge vermutete. Und richtig – da beugte sich eine dunkle Gestalt über eine andere und machte sich an ihr zu schaffen. Ein Überfall? Was tat der Mann da? Warum rührte sich der andere nicht?

Ehe sie sich versah, hielt er inne, sein Opfer nach wie vor fest umklammert. Sarahs unbedachter Schritt, der ein noch so winziges Geräusch verursacht haben mochte, ließ ihn herumfahren. Oh Gott! Sein Gesicht war blutverschmiert!

„Ah!“, entfuhr ihr ein Aufschrei, und da sprang er sie bereits an.

Vergeblich bemühte sie sich, aus seinem Griff zu entkommen – doch er war zu stark. Viel stärker als sie selbst, und das konnte nur bedeuten, dass auch er ein – „Monsieur!“ Entsetzt fuhr sie zusammen.

Corbinian grinste breit und offenbarte dabei seine langen, spitzen, blutigen Reißzähne, die er sonst so geschickt verborgen hatte. „Sarah, ma chère! Bist du gekommen, um mit mir einen Schluck köstlichen Blutes zu teilen?“ Er schien nicht im Mindesten erstaunt über ihre Anwesenheit.

„Monsieur! Sie ...“

„Aber Sarah, warum so bestürzt? Hier, trink etwas!“ Verächtlich hielt er ihr den Leichnam hin, den er mühelos mit einer Hand fassen konnte.

„Sie sind es! Sie haben sie ermordet!“

Er lachte nur. „Ermordet! Welch harte Worte! Wir gehen lediglich unserer Natur nach, Werteste. Na, na, du brauchst es nicht leugnen – ich habe dich gleich erkannt!“

„Lassen Sie mich los!“

„Aber wieso? Wäre es nicht wunderbar, wenn wir uns zusammentäten, hm, du und ich? Sarah und Corbinian, le Vampire. Zusammen könnten wir so viel Spaß haben!“

„Wie können Sie es wagen!“ Die Entrüstung verlieh ihr zusätzliche Kräfte, und sie kam frei. Nicht eine Sekunde länger wollte sie mit diesem Monster die Atemluft teilen. Sie floh in die Nacht und vernahm Corbinians höhnisches Gelächter hinter ihr.

„Sarah! Du und ich! Vergiss ihn! Er ist nur ein Mensch, er wird bald sterben, hörst du?“ Und, als sie nicht antwortete: „Geh und verrate mich, sie werden dir nicht glauben!“

Wimmernd vor Grauen und Enttäuschung erreichte sie das rettende Zuhause und schlug die Tür hinter sich zu. Schob alle Riegel davor ... als ob dies einen Vampir abhalten konnte!

Sie sackte weinend in sich zusammen und wusste nicht, wie ihr geschehen war.

 


Newsletter vom 22.10.2023

 

 

Extra-Post!

 

Hallo!

 

Aus aktuellem Anlass bekommst du heute schon wieder Post von mir.

 

Meine Märchen-Adaption „Dornröschen spinnt!“ hat es auf die Fantasy-Shortlist des Skoutz Awards geschafft!

Seit gestern können nun die Siegertitel gewählt werden.

 

Bitte hilf mit und gib Dornröschen deine Stimme!

 

Dazu brauchst du lediglich dem Link zu folgen, zur Fantasy-Shortlist scrollen und ein Häkchen bei „Dornröschen spinnt!“ zu setzen, fertig! Und vielleicht magst du es auch weitererzählen, denn jede einzelne Stimme zählt! Hab Tausend Dank für deine Unterstützung!

 Die Abstimmung geht nur bis Ende des Monats, und dann heißt es Daumendrücken.

 

Hier der Link:

 

https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSdmNh9P1wOfAdNSKa0VOj3epOR5oWEsBwRUIfx02GbJD1US7A/viewform

 

 

Und natürlich gibt es jetzt das nächste, wenn auch recht kurze Kapitel von „Bisanz der Vampire“. Wenn du nochmal nachlesen möchtest, was bisher geschah, findest du die früheren Kapitel auf meiner Webseite im Newsletter Archiv.

 

Viel Spaß beim Lesen!

 

Liebe Grüße,

 

deine Odine

 

 

8. Kapitel

 

Das fahle Licht der herbstlichen Morgensonne fiel in ihr Schlafgemach, aber es fand niemanden, den es wecken konnte, denn die beiden Bewohner waren bereits wach.

Sarah hockte auf einem Sessel, die Beine angezogen und fest umschlungen und die Augen rotgeweint.

Henri schritt am Fenster auf und ab und raufte sich dabei die Haare. „Wieso?“, fragte er zum wiederholten Male.

„Was sollen wir nur tun?“, wisperte sie kraftlos.

Sie hatten es schon hundertfach durchgesprochen. Zur Polizei gehen, ihn anzeigen ... sich lächerlich machen. Wer würde ihnen glauben? Und so einer wie Corbinian – der würde doch nichts riskieren? Möglicherweise hatte er die Stadt bereits verlassen, jetzt, wo sie ihn enttarnt hatten! Oder trachtete er am Ende gar Henri nach dem Leben?

Sie schauderte bei dem Gedanken. Und noch etwas fiel ihr ein. „Wir müssen Madame Pellier warnen vor diesem Ungeheuer.“ Was sie der alten Dame genau sagen sollten, wusste sie allerdings nicht.

„Hoffentlich ist es nicht zu spät.“ Henri zog die Stirn in Falten. „Was will er hier? Warum ist er hergekommen? Wann hat er wohl gemerkt, dass du auch eine bist?“

Sarah schniefte lediglich.

Er fuhr fort: „Ich meine ... all die Jahre ... niemand glaubt doch wirklich daran! Vampire! Und jetzt – wie vielen bin ich allein dieses Jahr begegnet? Gibt es ... gibt es denn dermaßen viele von euch?“

„Ich weiß es nicht.“ Die Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie fühlte sich so schuldig. „Ich hab seit Jahrhunderten keinen mehr gesehen.“

„Spielt auch keine Rolle. Einer reicht schon. Da kann uns nämlich keiner helfen, verstehst du? Da müssen wir ganz alleine durch!“

„Wirklich?“

„Ja! Also – wie meinst du das?“ Er starrte sie verwirrt an.

„In Marseille ... da warst du nicht allein ...“

„Aber das waren ... noch mehr Vampire!“

„Sie haben einen der ihren getötet“, erinnerte Sarah ihn an jene Nacht.

„Ja, aber das heißt doch nicht ...“

„Bist du sicher?“

Er hielt inne. „Nein.“

„Meinst du, sie würden auch uns helfen?“ Sie klang entschlossen.

„Sarah ... ich weiß nicht, wo ... wer ...“

„Sie haben sie Madame Lemond genannt, nicht wahr?“

Noch am gleichen Tag erging eine Depesche an den Préfet de Police in Marseille mit der Bitte, die ehrenwerte Bürgerin Madame Lemond zu finden und ihr auszurichten, sie möge sich mit ihnen in einer äußerst wichtigen Angelegenheit in Verbindung setzen.

Und es dauerte nicht lange – da kam sie höchstpersönlich angereist!


Newsletter vom 31.12.2023

 

 

Hallo!

 

Zum Jahreswechsel kommt mit mächtiger Verspätung mein Newsletter! Es gab technische Probleme, die nun hoffentlich behoben sind, bitte entschuldige.

 

Wie schnell war Weihnachten doch vorbei, ich hoffe du hattest ein paar entspannte und besinnliche Tage. Bei mir haben sich gemütliche Momente abgewechselt mit ereignisreichen, so zum Abschluss mein Geburtstag, den ich mit Familie und Freunden bei guter Musik und Spundekäs gefeiert habe. Und jetzt bin ich stolze Besitzerin eines eigenen Kindle Paperwhite, mit dem ich viel besser lesen kann als mit dem Gerät der ersten Generation.

 

Kommen wir zu den News:

 

Meine SF-Kurzgeschichte „Transstellare Substitution“ ist in der Anthologie „In andere Welten“ aus dem A7L Verlag erschienen zusammen mit 26 weiteren galaktisch genialen Geschichten. Hierzu wollte ich ja verraten, was der „Spätlesereiter“ ist: Früher mussten die Mönche auf dem Johannisberg im Rheingau die Erlaubnis zur Weinlese des Fürstbischofs in Fulda einholen, was per berittenem Eilmelder geschah. Im Jahr 1775 verspätete sich der Reiter aufgrund ungeklärter Ursachen – das wäre doch auch mal eine Geschichte wert – und so verfaulten die Trauben an den Rebstöcken. Man hat sie trotzdem geerntet und gekeltert, und siehe da – heraus kam ein unfassbar guter Wein, die sogenannte Spätlese. Keine Sorge – Schuld ist die Edelfäule und nicht etwa der Schimmel. Seither erzählt man sich vom Spätlesereiter.

 

Meine Autorengruppe „Vernes Federn“ etabliert sich langsam, aber sicher. Unsere Lesung in der Viernheimer Kulturscheune Mitte November war ein voller Erfolg, kein Wunder bei dem abwechslungsreichen Programm, das wir den zahlreichen Zuhörern bieten konnten. Zu Gast waren dieses Mal Elisabeth Akinor, Susanne Bonn und endlich auch Ulf Fildebrandt, der übrigens in derselben Antho vertreten ist wie ich, und wie immer im Herbst mein Akustik Duo "Quest42".

 

Am 25. Januar 2024 kannst du mich mit „Vernes Federn“ live erleben bei unserer Autorenlesung im Viernheimer Eine-Welt-Laden! Ich habe den Arnaud dabei und Resurrexit!

 

Der Knaller zum Schluss - passt doch zu Silvester und Feuerwerk:

 

Meine Märchenadaption „Dornröschen spinnt!“ hat den Skoutz Award Fantasy gewonnen! Ist das nicht obergeil?! Ich kann es immer noch nicht fassen, freue mich aber bereits jetzt wie Bolle auf all die tollen Fantasybücher, die ich dann nächstes Jahr als Jurorin lesen darf!

 

Demnächst melde ich mich wieder mit Terminen fürs neue Jahr und weiteren buchigen News.

 

Ich wünsche dir ein fantastisches 2024! Hab Spaß und spannende Bücher, tu etwas Außergewöhnliches, bleib gesund, lächle und bring es heil hinter dich!

 

Liebe Grüße

 

Deine Odine

 

 

 

Und hier natürlich das nächste Kapitel aus „Bisanz der Vampire“:

 

Bisanz der Vampire – 9. Kapitel

 

Schwester Eloise hatte sich gerade verabschiedet, nachdem Sarah ihr versichert hatte, dass sie keine Schuld an den Morden trug.

„Die Oberin ist außer sich“, hatte die alte Nonne verraten. „Sie meint, dass das nur ein Vampir getan haben kann, und dass du, weil du unserer Gemeinschaft den Rücken gekehrt hast, es nun mit anderen Dingen eben genauso hältst.“

„Eloise! Das war ich nicht! Du kennst mich doch! Wie lange?“

„Siebenundfünfzig Jahre. Und du siehst nicht mal halb so alt aus!“

„Und hab ich jemals ... hattet ihr jemals Anlass, so von mir zu denken?“ Sarah kämpfte mit den bitteren Tränen der Enttäuschung.

„Wir nicht. Aber die Oberin ... na, du weißt ja, wie sie ist.“

„Und ihr wisst, wie ich bin! Bitte, glaube mir, ich bin unschuldig. Und genauso entsetzt wie ihr über diese Gräueltaten.“

Ihre Freundin nickte müde und umarmte sie zum Abschied. Sarah blieb allein zurück und fühlte sich elend. Sie sehnte sich nach Henri und hoffte, ihn im Salon zu finden.

Dort traf sie gleichzeitig mit dem Hausmädchen ein, das erneut Besuch ankündigte.

Erstaunt ließ Sarah bitten und wartete zusammen mit Henri auf die Gruppe, die zügig die Treppe zu ihrem Appartement erklomm.

Die große Flügeltür schwang auf – und Henri wurde so blass, dass man auch ihn für einen Vampir halten mochte. „Madame Lemond!“

Sarah riss die Augen auf. Sie hatte allenfalls mit einem Brief gerechnet, und das nicht vor Ablauf einer Woche.

Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, ergriff die alte Vampirin das Wort. „Monsieur! So sehen wir uns wieder. Ich dachte, ich hätte Sie eindringlich gewarnt, aber wie es scheint, locken Sie die Unseren geradezu an!“

„Madame, ich ...“

„Sie haben überlebt, das freut mich. Und wem habe ich nun diesen Hilferuf zu verdanken?“

„Sie wissen ...?“, kam es unbedacht von Sarah.

„Meine Verlobte, Sarah“, erklärte Henri schnell. „Und ich bin Henri Comte de L’Aquai, der Ihnen auf ewig zu Dank verpflichtet ist.“

Die Dame nickte. „Nun, dann will ich auch Sie nicht im Ungewissen lassen. Ich bin Amélie Lemond, die Großmeisterin der Loge in Marseille, zu meiner Rechten Sir Galeron MacLochlan als Vertreter des Senats, und diese beiden sind meine Enkel Emmanuel und Maurice. Wir haben von den Morden in Ihrer Stadt Kenntnis bekommen. Eine blutige Spur führt geradewegs hierher, deshalb befanden wir uns bereits im Aufbruch, als uns Ihre Nachricht erreichte.“

„Eine blutige Spur?“, wunderte sich Sarah. „Von Marseille bis ...“

„Bis an den Doubs, meine Liebe. Sie sind eine von uns – wie kommt es, dass wir von Ihnen nie gehört haben?“

„Ich habe lange Zeit im Kloster gelebt ... und wusste bis vor kurzem gar nicht, dass es außer mir noch weitere gibt!“

Madame Lemond lachte amüsiert auf. „Alors, da hat Ihr Verlobter Ihnen gewiss einiges berichtet. Wie auch immer, wer nach mir ruft, tut dies nicht ohne Grund. Da ich nicht Sie für die Täterin halte, gibt es denn Anlass zu der Vermutung, es können sich noch andere Vampire hier aufhalten?“

„Oh ja, Madame! Wir kennen ihn, und ich habe ihn auf frischer Tat ertappt!“

Nun war es an den Besuchern, die Augen aufzureißen. Sie fingen sich jedoch schnell wieder.

„Sie kennen seinen Namen?“, fragte Madame Lemond.

„Ja. Er heißt Corbinian de Bayeux.“

„Le Vampire“, zischte der Vertreter des Senats ungehalten. Sein faltiges Gesicht bekam einen noch finstereren Ausdruck. „Wo ist er?“

„Im Haus gegenüber. Er scheint sich sicher zu fühlen.“ Mit Grausen erinnerte sich Sarah an den Morgen. Sie hatte aus dem Fenster geschaut, als er gerade aus dem Gebäude kam, sie hinter dem Vorhang entdeckte und sich siegesgewiss zum Gruß an den Zylinder tippte.

„Wohnen dort Menschen?“

„Nur das Personal. Madame Pellier habe ich überreden können, zu ihrer Nichte aufs Land zu fahren.“

„Wir kümmern uns um ihn.“

„Heißt das ...?“, meldete sich nun auch Henri zu Wort, der bisher schweigend zugehört hatte.

„Dass wir ihn einäschern?“ Madame lachte erneut kurz auf, aber ihre Augen blieben ernst. „Nein, leider nicht. Sir Galeron besteht darauf, dass wir der neuen Charta folgen und ihm den Prozess machen.“

„Wenn wir ihn ordentlich verurteilen, stirbt er trotzdem“, versicherte der alte Vampir. „Nur haben wir dann die Justiz auf unserer Seite. Wir sollten keine Zeit verlieren.“

Sarah begriff allenfalls die Hälfte von dem, was ihre Artgenossen da von sich gaben. Charta, Senat, Justiz ... Sie war jedoch zu erleichtert über die anstehende Rettung vor ihrem mordlüsternen Nachbarn, als dass sie auf weitere Erklärungen bestanden hätte.

„Sie müssen mitkommen, meine Liebe. So will es das Gesetz.“ Madame Lemond ließ keinen Zweifel daran, dass sie umgehend zur Tat schreiten wollte. „Gnädigster Comte, Sie auch, wenn Sie mögen.“

 


Hier geht es zur Anmeldung zum Newsletter: https://seu2.cleverreach.com/f/326266-331741/