Er kommt zurück! Das ist mein voller Ernst! Die Spendenkampagne für die Rückkehr des Vampirs ist super gestartet, und während sie läuft, gibt es hier statt Kurzgeschichten Auszüge aus der Ascalon Saga zu lesen, damit du weißt, was da gerade auch mit Hilfe deiner Unterstützung entsteht.
Das gespendete Geld wird verwendet, um die Kosten für Lektorate und Cover zu decken. Hier siehst du das vorläufige Arbeitscover, das mir eigentlich schon ganz gut gefällt.
Du kannst mich auch weiterhin unterstützen, indem du zB anderen von der Aktion erzählst. Die Höhe der Spende ist dabei völlig unerheblich, denn wenn viele auch mit kleinen Beträgen mitmachen, kommt ja trotzdem eine ordentliche Summe zusammen.
Hier noch einmal der Link zu GoFundMe:
Vielen lieben Dank, und nun viel Spaß beim Lesen!
Emmas Ex-Kollegen vom Enquirer hatten sie ins KUZ am Rheinufer eingeladen, einige Freunde aus Schulzeiten würden garantiert auch dort sein, und überhaupt war eine Megaparty zu erwarten.
Bereits lange vor Mitternacht waren in der ganzen Stadt Böllerschüsse zu hören, und über der dünnen Schneedecke waberte der intensive Geruch von abgebrannten Feuerwerkskörpern.
Das Kulturzentrum war gut besucht. Die Musik dröhnte, und Emma fand sich auf der Tanzfläche umringt von einer Traube aus Freunden und Bekannten wieder, immer unter dem wachsamen Auge ihres Verlobten, der sich damit begnügte, sie vom Rand aus beim Tanzen zu beobachten und in regelmäßigen Abständen mit Prosecco zu versorgen.
Kurz vor Mitternacht quollen die Gäste ins Freie, wo pünktlich zum Jahreswechsel nach einem lautstarken Countdown aus unzähligen Kehlen ein gewaltiges Feuerwerk entzündet wurde.
Dick eingepackt und mit Schal, Mütze und Handschuhen ausgestattet ließ es sich auch bei den derzeit vorherrschenden winterlichen Temperaturen gut aushalten. Solange der Prosecco floss und die Stimmung dermaßen ausgelassen war, blieben Emma und ihre Entourage genau wie viele andere Besucher der Veranstaltung bis kurz vor zwei Uhr morgens auf der Terrasse oder davor.
Steve gab eine Runde aus und ließ sich von Emmas Freundin Sondra und einer neuen Kollegin entsprechend feiern. Emma schaute amüsiert zu.
»Emma?«, raunte ihr Derius ins Ohr. »Kann ich dich kurz allein lassen?«
»Klar. Bin ja gar nicht allein. Was hast du vor?«
»Ich geh kurz runter an den Hafen. Brauch mal was Frisches ...«
»Oh. Okay. Ja natürlich. Beeilst du dich?«
»Sowieso. Viertelstunde. Wenn die anderen reingehen sollten, gehst du aber mit, hörst du?«
»Ja, mein Schatz!«
Schneller Kuss zum Abschied, dann sah sie ihm noch lange hinterher. Sie hatte gar nicht so das Bedürfnis, sich groß mit ihren Freunden von früher auszutauschen. Sie hatten nichts Neues erlebt, und ihnen nun ihrerseits von Vampirlogen und deren blutdürstenden Mitgliedern zu erzählen, war völlig ausgeschlossen.
»Haste mal Feuer?«, quatschte sie ein junger Mann mit unordentlichem, blonden Pagenkopf und Drei-Tage-Bart von der Seite an. Hätte glatt Kurt Cobain von Nirvana sein können ...
»Sorry, ich rauch nicht. Frag mal die da!« Sie zeigte auf den Pulk ihrer feiernden Bekannten.
Der Nirvana-Typ tat genau das und kam dann mit der glühenden Zigarette im Mundwinkel zu ihr zurück.
»Willste’n Schluck?« Er hielt eine Sektflasche in die Höhe.
Ach so! Das war eine Anmache! Emma musste still grinsen. »Gerne!« Den Sekt brauchte sie ja deshalb nicht ablehnen. »Frohes Neues Jahr!«
»Hmhm, Frohes Neues ...«, brummelte er cool. »Bist du von hier?« Und er füllte ihr wie selbstverständlich das Glas auf.
»Ja«, antwortete sie wahrheitsgemäß, »und du?«
»Grad von Kassel hergekommen. Samuli«, stellte er sich lässig vor und streckte ihr die Hand hin.
Erinnerungen an das Foyer der Binshof Therme in Speyer wurden wach. Da hatte sie vor nicht einmal einem Jahr Ray und seine Band kennengelernt. Der Halbvampir hatte sie auch einfach so angesprochen und ihr seinen merkwürdigen Namen genannt ...
»Klingt ja sehr nordhessisch«, frotzelte Emma versiert. Sie war nicht mehr so leicht zu beeindrucken.
»Bin ursprünglich aus Finnland.«
»Oh schön! Emma.« Endlich erwiderte sie gnädig seinen Handschlag.
»Das da hinten sind meine Freunde Lumikki und Nilas.« Er zeigte auf ein Mädchen und einen Mann, beide in seinem Alter, die sich gelangweilt am Eingang herumdrückten und ihm in ihrer Aufmachung recht ähnlich sahen.
»Sind die auch aus Finnland?«
»Hm-hm«, bejahte er, »und das da ist dein Freund?« Mit der Flasche in der Hand wedelte er in Richtung Steve. Ausgerechnet!
»Nein, echt nicht.« Emma konnte ein leises Lachen nicht unterdrücken. Wer kam denn auf solche Ideen?
»Na, hat doch die ganze Zeit mit dir getanzt vorhin auf der Tanzfläche.« Dabei sah er ihr hypnotisierend in die Augen.
»Ähm ...« Sie kam jetzt doch verwirrt ins Stottern und konnte sich nicht von seinem faszinierenden Gesicht abwenden. »Der hat vielleicht mit mir getanzt, ich aber nicht mit ihm ...«
»Da bin ich aber froh«, raunte Samuli ruhig. »Das wäre ja zu schade, nicht wahr?«
»Was?« Eben hatte sie den Faden verloren. Was war denn nur los? Zuviel Sekt? Oder irgendeine Droge, die der Finne ihr eingeschenkt hatte? Man durfte doch nichts von Fremden annehmen!
»Magst du dann ein bisschen mit mir tanzen?« Er zog sie immer weiter in seinen Bann. »Oder lieber am Ufer spazieren gehen?«
Klick! Das hätte er nicht erwähnen dürfen! Das letzte Mal, als sie so unvorsichtig gewesen war und sich von einem neuen Bekannten an den Rhein hatte locken lassen, war sie mit einem lebensgefährlichen Vampirbiss in der Notaufnahme gelandet!
Ungläubig starrte sie ihn an.
»Also was meinst du?«, wisperte er verlockend.
Sie schaute genauer hin. Sehr hübsch, der Junge. Tolle Augen, denen sie kaum widerstehen konnte. Bisschen blass um die Nase. Aha. Alles klar. Mal wieder ein Vampir ...
Jetzt musste sie erneut kichern! Wie unpassend! Wo er sich doch gerade solche Mühe gab, sie zu verführen!
»Du, ich weiß nicht.« Mutig vom vielen Prosecco beschloss sie, sein Spiel zu ihrem Vergnügen ein Weilchen mitzuspielen. »Ich soll hier eigentlich auf meinen Verlobten warten ...«
»Hey, das macht doch nichts. Dann gehen wir doch alle zusammen noch woanders hin, hm?«
»Dann frag ich mal, ja? Da kommt er nämlich gerade.« Sie schaute Derius fröhlich entgegen.
Es war ihm gewiss nicht entgangen, dass da einer mit seiner Emma flirtete!
Argwöhnisch näherte er sich den beiden. »Gibt es ein Problem?«, fragte er kalt und baute sich vor Samuli auf.
Der machte einen entsetzten Schritt rückwärts und ließ vor Schreck die halbleere Flasche fallen, die mit einem ungesunden Klirren zerschepperte. Wie vom Donner gerührt starrte er auf sein Gegenüber!
»Der schöne Sekt!«, mokierte sich Emma unerbittlich. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich vergeben bin! Das ist mein Vampir!«
»Du ... du hast ...«, stotterte Samuli schockiert und ließ offen, was sie hatte.
»Derius, das ist Samuli aus Finnland. Kommt grad aus Kassel. Wart ihr dann bei den Bergheims?«
»Wo ... woher weißt du ...?«
Seine Begleiter waren auf seine Bedrängnis aufmerksam geworden und näherten sich vorsichtig.
»Bist du ein Vagant?«, fragte nun Derius scharf.
»Ja! Aber ... das hier ist doch ein freies Revier! Wir wären sonst nicht hergekommen!«
»Ist es ja auch«, bestätigte Emma.
»Aber ... du hast doch gesagt, du bist von hier?«
»Ursprünglich. Jetzt wohne ich woanders.«
»Scheiße, Mann!« Samuli schaute gehetzt zu Derius. »Du bist mir vorhin gar nicht aufgefallen! Ich hab dich auch gar nicht gerochen! Ich hätte sonst nie deine Verlobte ...«
»Liegt wohl am Rauch. Dann wäre das ja nun geklärt. Was macht ihr hier?« Derius blieb misstrauisch.
»Na, irgendwo müssen wir wohl hin! Bei den Bergheims kann man höchstens für drei Monate bleiben, und Frankfurt ist mal wieder komplett dicht!«
»Wie das?« Derius wusste wohl genauso wenig wie Emma, was der Finne damit meinte.
»Na, wegen der Feiertage. Da treiben sich grad hunderte von uns in der Stadt und am Flughafen herum.«
»Ist aber doch auch ein freies Revier?«
»Naja, sag das mal denen, die da wohnen! Jedenfalls haben sie zugemacht. Kommt keiner rein bis nächste Woche.«
»Ah.« Das gab es also auch.
»Das ... das da sind Lumikki und Nilas«, stellte ihm Samuli endlich seine stummen Begleiter vor, die sich nicht näher an sie heran trauten.
»Hey ...«, murmelten die beiden verunsichert.
»Bist du dann auch ein Vagant?«, wollte Samuli wissen.
»Nein«, erklärte Derius bedächtig, »bin nur auf Besuch hier.«
Samuli wirkte erleichtert. »Also nichts für ungut, ja?« Er wagte ein verlegenes Grinsen.
Derius nickte ernst. »Haben die Bergheims euch Papiere ausgestellt?«
»Ähm, ja, wieso? Willste sehen?«
»Bitte.«
»Lumi, anna se hänelle.« Samuli wandte sich an die junge Frau, die sogleich einen Brief aus ihrem Rucksack zog und Derius stumm hinhielt.
Der faltete ihn auf, ohne die Vaganten länger aus den Augen zu lassen, und studierte den Inhalt. »Okay ...«, meinte er dann.
»Natürlich ist alles okay! Wir wissen, wie man sich in’nem Revier benimmt!«
»Aber Emma wolltest du dir schnappen!«
»Was jetzt? Wolltest du mich etwa beißen?« Nun erschrak Emma doch, obwohl sie es sich eigentlich bereits gedacht hatte. Ausgesprochen klang es eben gleich so ... real!
»Ey, nur ein bisschen, ja? Hätte schon aufgepasst, dass dir nichts passiert.«
»Also das ist doch ...« Emma war empört.
Samuli grinste sie entwaffnend an und zeigte dabei erstmals seine tadellosen, spitzen Reißzähne. Das Grinsen verging ihm aber sofort, als er Derius‘ zusammengekniffene Augen bemerkte. »Mach ich jetzt natürlich nicht, ist doch klar!«
»Sami, olen nälkäinen«, meldete sich Lumikki erstmals richtig zu Wort ... eine tiefgründige, sanfte, unglaublich ruhige Stimme in einer rätselhaften Sprache.
Samuli schaute zu Emma und wirkte leicht verloren. »Weißt du, wo’s hier noch was zu essen gibt? Wir haben echt Kohldampf.«
Auch Vampire waren nur Menschen ...