Er kommt zurück! Das ist mein voller Ernst! Die Spendenkampagne für die Rückkehr des Vampirs ist super gestartet, und während sie läuft, gibt es hier statt Kurzgeschichten Auszüge aus der Ascalon Saga zu lesen, damit du weißt, was da gerade auch mit Hilfe deiner Unterstützung entsteht.
Das gespendete Geld wird verwendet, um die Kosten für Lektorate und Cover zu decken. Hier siehst du das vorläufige Arbeitscover, das mir eigentlich schon ganz gut gefällt.
Du kannst mich auch weiterhin unterstützen, indem du zB anderen von der Aktion erzählst. Die Höhe der Spende ist dabei völlig unerheblich, denn wenn viele auch mit kleinen Beträgen mitmachen, kommt ja trotzdem eine ordentliche Summe zusammen.
Hier noch einmal der Link zu GoFundMe:
Vielen lieben Dank, und nun viel Spaß beim Lesen!
Nachts auf Burg Montcachot
Mit einem Aufschrei erwachte Emma so schlagartig wie immer auf der einsamen Burg. Aber dieses Mal war es anders. Zwanzig nach zehn erst, da hatte sie ja kaum eine halbe Stunde geschlafen. Es war inzwischen immerhin recht dunkel geworden.
Jedoch – fahles Mondlicht fand seinen Weg in ihr Zimmer, nachdem offenbar die Wolkendecke aufgerissen war ... und die Tür war doch mit leisem Klacken in ihr Schloss gefallen!
Oder hatte sie sich das eingebildet? »Derius?«
Sie wollte nicht wirklich, dass er hier gewesen war. Aber wenn nicht er – wer dann?
Hastig stand sie auf und tastete sich unbeschadet zur Tür, dem Mondschein sei Dank.
Die Klinke ließ sich lautlos drücken, also hatte Emma sich alles andere sicher nur eingebildet. Schlecht geträumt oder so.
Dennoch schlich sie weiter. Es war so merkwürdig, sich zu dieser fast schon nächtlichen Stunde in dem alten Gemäuer herumzutreiben, das sollte sie unbedingt auskosten, jetzt wo der erste Schreck vorüber war.
Die Tür zum dunklen Kaminzimmer war lediglich angelehnt und knarzte beim Öffnen nur ein klein wenig. Niemand da. Sicher war auch der Burgherr bereits zu Bett gegangen. Mutig trat Emma ein.
Der Raum war in silbernes Mondlicht getaucht; die Schatten schmiegten sich geradezu an den sanften, klar umrissenen Schimmer, der durch die Fenster drang. Die Mondscheibe war tief im Westen vollständig sichtbar, doch ihre Oberfläche wurde nicht etwa von der Sonne erhellt, sondern vom reflektierten Erdlicht. Die Sichel selbst war noch recht schmal, und überhaupt war das Gestirn ziemlich müde und würde bald untergehen.
»Emma?«
»Ha!« Sie fuhr herum. »Derius!«, japste sie, die Hände vor die Brust geschlagen. »Was machst du hier?«
»Ich? Was ... was machst du hier?«
»Ich bin aufgewacht und ... und ... ich konnte nicht mehr schlafen!«
»Ja, das geht mir so ähnlich.« Er klang traurig.
»Warst du eben ... ich meine ... bist du immer noch?«, druckste Emma herum. Sie konnte ihn ja nicht direkt fragen, ob er sie gerade gestalkt hatte. »Was treibst du hier im Dunkeln?« Ausweichmanöver.
Er schien zu überlegen. »Ich bin gerne hier«, sagte er dann bedächtig.
Ach ja? Sie starrte ihn fragend durch das Licht-und-Schattenspiel an.
»Ja, ich mag dieses ... Licht – wie es die Dinge so ganz eigenartig erscheinen lässt, verstehst du? Kannst du es sehen?« Er deutete auf ein Regal neben dem Fenster, und tatsächlich, es wirkte vollkommen anders als am Tag oder bei künstlicher Beleuchtung. Es lebte auf magische Weise, nur vom Mond beatmet. »Komm her, dann siehst du es auch.«
Obwohl Emma es schon längst zu erkennen glaubte, tapste sie zu ihm und setzte sich auf die Armlehne seines Sessels, in dem er anfangs so unsichtbar gewesen war, dass sie ihn nicht bemerkt hatte.
Die Porträts an den Wänden schienen sie direkt anzuschauen. Über allen Farben lag ein silbergrauer Schleier, und die Luft war ungemein leicht und voller Geheimnisse.
Fasziniert vom Mondlicht und der knisternden Spannung während dieser seltsamen nächtlichen Begegnung erlaubte sie Derius, seinen Arm um ihre Taille zu legen. So saßen sie eine ganze Weile schweigend beisammen, die Blicke in der unwirklich erhellten Stube umherschweifend.
Bis sie sich kreuzten. Schlagartig fühlte sich Emma geerdet. Statt Worte kam jedoch nur ein überwältigtes »Ach!« aus ihrem Mund.
Hastig erhob sich Derius. Sie folgte ihm, ohne nachzudenken, sodass sie sich nun peinlich berührt sehr nah beieinander gegenüberstanden.
Er schien etwas sagen zu wollen, deutete hilflos eine ausweichende Geste an, stockte, starrte, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie.
Wie gelähmt vor Schreck ließ sich Emma diese äußerst intime Annäherung erst gefallen, dann ergab sie sich, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn zurück!
»Ah!« Damit hatte er wohl nicht gerechnet! Sofort entriss er sich ihrer Umarmung, fasste nach ihren Handgelenken und hielt sie auf Distanz, Panik in den Augen. »Es tut mir leid!«
»Was ...?«, hauchte Emma benommen.
»Ich ... ich wollte dir nicht zu nahetreten!«, stammelte Derius unbeholfen.
»Ist schon okay«, meinte sie geistesabwesend und zog ihn geschickt an sich, um ihn weiter zu küssen. Dagegen war er machtlos, murmelte nur etwas Unverständliches und fügte sich nicht eben ungern in sein Schicksal.
Wer weiß, wohin dies alles geführt hätte, wenn der keusche Mond sein Antlitz nicht beschämt hinter dicken Wolken verborgen hätte, aus denen es erst krachte und dann schüttete. Vorbei der Zauber, das Licht, die Stimmung!
Emma und Derius fanden sich einander gegenüberstehend wieder, sprachlos, die Blicke gesenkt, sich noch einen Moment lang an den Händen haltend, bis ihnen auch hier die Tragweite bewusst wurde und sie sich schleunigst losließen.
»Jaaaa ...«, meinte Emma lahm, »ich geh dann mal zurück ins Bett.«
»Ähm, ja ... ich dann ebenso.«
Sie wäre gerne bei ihm geblieben und hatte Mühe, sich zusammenzureißen. »Also gute Nacht dann.«
»Ja, gute Nacht.« Ihm erging es wohl ähnlich.
»Ich muss früh raus.«
Derius nickte kaum merklich. »Ich weiß.«
»Wir sehen uns dann?«
»Ja. Wir sehen uns.«
Emma wagte einen kurzen Blick auf sein Gesicht und wandte sich schnell wieder ab, bevor sie irgendwelche Details ausmachen konnte. Sie schwebte zur Tür hinaus, die Treppe empor, und fiel ins Bett mit einem viel zu glückseligen Lächeln auf den Lippen.